Vertrieben, geflohen und aufgenommen

Über die Aufnahme von Flüchtlingen

Wer sich mit Keramik beschäftigt weiss, dass Tschechien bedeutsame Hersteller besonders für Porzellan beherbergt - auch heute noch. Deshalb ist es auf den ersten Blick nicht erstaunlich, wenn tschechische Porzellanfacharbeiter in der Vergangenheit Arbeit in Schlierbach gefunden haben. Ein voreiliger Gedanke; eine andere Wirklichkeit kommt zum Vorschein, wenn man sich mit den Menschen beschäftigt, die zum Beispiel aus Tschechien kamen und in der Schlierbacher Keramikfarbik gearbeitet haben.

Im Jahr 1956 waren insgesamt 481 Menschen mit der Produktion in der Keramikfarbik beschäftigt, heute als gewerbliche Arbeitnehmer bezeichnet. 91 dieser Personen hat es durch die Kriegsfolgen von Mittelosteuropa zur Schlierbacher Fabrik verschlagen, wo sie Arbeit fanden. Sie entsprachen 1956 einem beachtlichen Anteil von 19 % an der gesamten Belegschaft.

53 kamen aus Tschechien, 15 aus Ungarn, der Rest überwiegend aus heute polnischen und ostdeutschen Regionen. Es waren 36 Männer und 55 Frauen. 6 Männer und 21 Frauen wurde als ledig geführt.

Aus einer Mitarbeiterliste der Fabrik von 1956 geht nicht hervor, wann diese Menschen nach Schlierbach gekommen sind, wohl aber wann sie von der Fabrik eingestellt wurden. Die Einstellungen verteilen sich auf die Jahre 1946 bis 1955.

57 Personen fanden in Schlierbach ihr Zuhause, 7 in Hellstein, 2 in Hesseldorf, 7 in Neuenschidten, 6 in Spielberg und 6 in Wittgenborn.

Fast alle haben deutsch klingende Familiennamen. Alle Namen sind den älteren, ortsansässigen geläufig und wir verbinden Gesichter mit ihnen oder ihren Nachkommen im Zusammenhang mit der Keramikfabrik. Aber wir wissen eigentlich nichts von ihren individuellen Schicksalen, ihren Geschichten und ihrem Arbeitsleben in der Keramikfabrik.

Vor allem sind Berichte aus der Zeit der Arbeitsaufnahme in Schlierbach interessant. Wenn Sie uns bei dieser Recherche helfen wollen, nehmen Sie mit uns Kontakt auf.